Was kann Xylit?
Ohne Frage auch optisch beeindrucken. Auf den ersten Blick hinsichtlich Körnung und Farbe kaum vom bekannten Haushaltszucker zu unterscheiden, ändert sich das Bild, wenn Xylit in Wasser gelöst wird. Ein Tropfen davon auf einer Glasplatte eingetrocknet, lässt eine farblose Kristallstruktur wachsen. Etwa vergleichbar mit „Eisblumen“ im Winter auf dem Fensterglas (Foto links).
Wird beim Fotografieren sogenanntes polarisiertes Licht verwendet, entsteht ein Feuerwerk an Farben (Foto rechts), das den Xylit-Kristall in seiner fantastischen Struktur erst richtig sichtbar macht. Die Farben sind nicht fest definiert, sondern variabel mit Hilfe zweier Polarisationsfilter. Allein mit normalem Tageslicht ist diese Sicht nicht möglich.
Originalgröße der verschiedenen Xylit-Motive 10x10 mm; auskristallisiert mit unterschiedlichen Lösungskonzentrationen sowie Trocknungstemperaturen.
Die wirklich wesentliche und wichtige Eigenschaft von Xylit ist jedoch, dass damit ein "Zucker" zur Verfügung steht, der keine Karies fördert. Streptokokkus mutans-Bakterien, die dafür Hauptverantwortlichen, sind auf eine Ernährung mit Xylit nicht eingestellt und haben daher zwangsläufig keine Möglichkeit, ihren Stoffwechsel auszuführen und die sauren Hinterlassenschaften in der Mundhöhle zu platzieren. Insgesamt laufen im Mund mit der Nahrungsaufnahme komplexe Stoffwechselprozesse ab. Dabei zählt der Speichel zu den Hauptakteuren. In Verbindung mit Xylit bietet sich ein allgemein durchführbarer Ansatz und Weg zur Kariesbekämpfung.
Kaugummi, zu 100 % mit Xylit gesüßt, verringert den Zahnbelag. Für die Entstehung von Karies ist bei Kindern der Zahnbelag ein Risikofaktor. Eine Aussage, die von der EFSA* bestätigt und genehmigt wurde. Die positive Wirkung stellt sich ein, wenn dreimal täglich nach den Mahlzeiten 2 bis 3 Gramm Kaugummi komplett mit Xylit gesüßt zur Anwendung kommen. Zu schlussfolgern ist, dass auch bei Erwachsenen entsprechende Ergebnisse zu erwarten sind.
*EFSA: Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit in der EU. Nimmt mit zentralem Status Risikobewertungen bei Lebensmitteln vor. Erarbeitet wissenschaftliche Gutachten und Empfehlungen.
Üblicherweise lassen sich die Bakterien auf den Zahnflächen nieder und bilden mit noch anderen Komponenten einen Zahnbelag, die Plaque. Diese Schicht lebt vor allem durch Zucker-/Kohlenhydrate-Zufuhr, gleichgültig, ob es sich um Honig, Haushalts-, Frucht- oder Traubenzucker handelt. Und bereits 1% Zuckergehalt in einem Nahrungsmittel genügt Plaque-Bakterien, Karies aktiv zu halten. Die Kleinstlebewesen bauen den Zucker bei ihrem Stoffwechsel zu Milchsäure ab. Gegen ein ständig saures Milieu in der Mundhöhle ist selbst der Zahnschmelz als das härteste Körpergewebe auf Dauer nicht gewappnet. Mineralien lösen sich aus dem Zahn heraus, Demineralisation setzt ein. Mögliche Folgeerscheinungen daraus werden uns spätestens beim Bohren des Zahnarztes bewusst.
Iss keinen Zucker, dann bekommst du auch keine Karies. Damit könnte der Fall eigentlich abgehakt werden, aber so einfach stellt sich die Realität bekanntermaßen meist nicht dar. Zucker ist es nicht allein und die Umsetzung obiger Folgerung schwer durchführbar im täglichen Leben. Ständiger Verzicht auf den uns umgebenden Zuckersüßkram kann außerdem zum nicht unerheblichen seelischen Stressfaktor werden. Eine kunstvolle Torte, ein fruchtiger Obstkuchen haben durchaus auch etwas mit Lebensqualität und -kultur zu tun.
Xylit kann mit seinen herausragenden Eigenschaften eine Antwort liefern: Einerseits werden unsere natürlichen Bedürfnisse nach Süßem erfüllt und andererseits folgt nicht zwangsläufig mit Karies die "Bestrafung". Denn Karies-Bakterien sind nicht in der Lage, Xylit für ihren Stoffwechsel zu nutzen; sie "verhungern".
Xylit ist ein bemerkenswerter Stoff, der sich nicht nur als Kariesbakterien-Killer einen Namen gemacht hat. Mittelohrentzündung ist vor allem bei Kindern bis 4 Jahren ein unangenehmes Thema; etwa 90% erkranken daran. Die Bakterie, die die Entzündung hervorruft, ist der Kariesbakterie sehr ähnlich. Bei Studien kauten und lutschten 1.000 finnische Kinder Xylitol-Kaugummis und -Bonbons. Das Ergebnis zeigte, dass sich das Risiko einer Erkrankung an Mittelohrentzündung um bis zu 40% verringerte. Allerdings gelten diese Erkenntnisse nicht offiziell für ärztliche Anwendungen als bestätigt.
Ebenfalls wird Xylit als Nasenspray verwendet. Nicht gegen Schnupfen, aber um die Anzahl unerwünschter Bakterien zu verringern mit daraus positiven Folgeerscheinungen. So gibt es Berichte von Ärzten, dass mit xylitolhaltigem Nasenspray Nasennebenhöhlen-Infektionen sowie auch Ohrinfektionen erfolgreich behandelt werden konnten. Als Verkaufsprodukt ist Xylit-Nasenspray in England und USA erhältlich, in Deutschland dagegen nicht. Die eigene Herstellung bei Bedarf ist jedoch einfach auszuführen. Zu finden bei Tipps.
Studien zeigten im Tierversuch, dass Xylit die Aufnahme von Calcium im Darm begünstigt. In der Praxis würde das bedeuten, dass ein mögliches Hilfsmittel gegen Osteoporose (umgangssprachlich „Knochenschwund", erhöhte Bruchgefahr der Knochen im Alter) einmal zur Verfügung stehen könnte.
Es ist nicht unbegründet, dass Xylit noch weitere positive Eigenschaften in Reserve hat, die wenig oder nicht bekannt sind. So beschäftigt man sich ebenfalls mit Themen wie Übergewicht, Asthma und Allergien in Bezug auf Xylit. Es wird geforscht und man darf gespannt die Entwicklung verfolgen. Nichts hindert daran, auch selbst zu eigenen Entdeckungen und Erfahrungen zu kommen.